Ein Überblick
Die einzelnen Bereiche der Propstei
Die schmucke Klosteranlage am Sonnenhang des Großen Walsertals entstand in verschiedenen Bauetappen von der Romanik bis in die Gegenwart. Die verschiedenen Zeit- und Stilepochen sind da und dort noch sichtbar. Während tausend Jahren hindurch wurde die Klosteranlage in regelmäßigen Abständen saniert, erweitert und modernisiert. Heute präsentiert sich die Propstei als harmonisches Ganzes in frühbarocker Fassade.
Dass in Bezug auf die Propstei St. Gerold gelegentlich auch von «Kloster» die Rede ist, hat mit den örtlichen Verhältnissen einen Zusammenhang. Im Großen Walsertal wurde und wird die Propstei von den Einheimischen «das Kloster» genannt, weil hier seit Jahrhunderten Mönche aus Einsiedeln leben und wirken.
Hauptgebäude
Das neu sanierte Haupthaus – ein Gebäude, das staunen lässt
Nach Abschluss einer fast dreijährigen Bau- und Sanierungsphase erstrahlt das Hauptgebäude seit dem Frühjahr 2024 in neuem Glanz.
Im Detail gesehen ist das Gebäude das Ergebnis einer über 1000-jährigen Geschichte: Romanik, Gotik, Spätrenaissance, Barock/Regence, Spätbiedermeier sowie 20. und nun auch 21. Jahrhundert sind hier anzutreffen.
Zusammen mit dem Architekturbüro und dem Denkmalamt wurden die Sanierungsschritte intensiv besprochen, sodass jeder konkrete Schritt immer im Blick auf das Ganze umgesetzt wurde. Nachhaltigkeit, zeitgemäße Funktionalität, Sicherheit und Ästhetik standen dabei im Fokus. Bei den verwendeten Materialien handelt es sich im Wesentlichen um Lehm (Boden im EG), Eschenholz (Böden und Wandtäfer), Kalk und Schwarzstahl.
Von außen gesehen hebt sich der Neubau der Südwest-Ecke von der historischen Bausubstanz ab. Die neue Pforte (Rezeption) und das Stiegenhaus verfügen über markante Glasflächen mit Blick in den Propsteihof.
In den Obergeschossen erstrahlen die großteils historischen Gästezimmer in ihrer ursprünglichen, schlichten Schönheit.
Das Gebäude ist mit einem Personenlift ausgestattet und alle Räumlichkeiten sind barrierefrei ausgeführt bzw. erreichbar.
Propsteikirche
1965/1966 wurde die 1877 in neuromanischem Stil ausgestattete Propsteikirche unter der architektonischen Leitung von Arnold Stöckli aus Wittikon-Zürich renoviert und umgestaltet.
Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ging eine Aufbruchstimmung in der Kirche einher, die auch den jungen Pater Nathanael ergriff und die Neugestaltung der Propsteikirche prägte: Ein schlichter, auf das Wesentliche konzentrierter Sakralraum sollte entstehen. Der Bildhauer Hugo Imfeld aus Zumikon schlug Pater Nathanael vor, die schlichte Kassettendecke aus dem 16. Jh. zu belassen, ansonsten jedoch alles Bestehende zu entfernen.
Die Kirchenpatrone
Ursprünglich war die Propsteikirche der heiligen Maria Magdalena, der Büßerin, geweiht. Auf dieses Patrozinium geht das Wappen der Propstei – der Basilisk – zurück. 1359 wird erstmals der hl. Gerold als Kirchenpatron erwähnt.
Gnadenkapelle
Der schlichte romanisch-gotische Andachtsraum mit einer Kopie des Einsiedler Gnadenbildes wird von Pilgernden und Gästen der Propstei gerne aufgesucht zum Verweilen in der Stille, zum Beten und Singen.
An den Werktagen feiern wir hier die Eucharistie (08.00 Uhr). Gerne wird die Kapelle auch für Tauffeiern verwendet.
Die östlich der Propstei gelegene Kapelle wurde vor 1300 erbaut. Gemäß bauhistorischer Untersuchung stammt der Kern aus dem 11. Jh. Das von Pater Joachim Salzgeber in den 1950er Jahren wieder entdeckte, zugemauerte kleine Rundbogenfenster an der Südwand ist ein Zeuge dieser romanischen Bauepoche.
Pretiosa
Eine Kostbarkeit (pretiosa) der Propstei ist die 1602/1603 errichtete gotische Kapelle. Sie war die Privatkapelle von Abt Adam Heer (1535-1610), der seinen Lebensabend in der Propstei verbrachte. 1977 wurde die Kapelle umgestaltet und von Ferdinand Gehr mit einer modernen Darstellung der Apokalypse ausgemalt. Mit der Sanierung des Hauptgebäudes (2021-2024) erhielt der schmucke Raum einen Lehmboden mit Bodenheizung.
Bibliothek
Bücher gehören zum Kloster wie Waffen zu einem Zeughaus. Sie sind Ausdruck dafür, dass Klöster immer auch Zentren umfassender Bildung und Glaubensvertiefung sind. Die Bibliothek im ersten Stock der Propstei entstand 1594 unter Abt em. Adam Heer. Mit dem aufkommenden Buchdruck mehrte sich vor allem ab dem 16. Jh. auch die Anzahl Folianten, so dass die «Armarien», die Bücherschränke des Mittelalters, bald zu klein wurden für den wachsenden Bücherbestand. Die historische Bibliothek ist mit einer schlichten Kassettendecke und mit Bildnissen berühmter Gelehrter des Benediktinerordens kunstvoll ausgeschmückt. Sie umfasst einen im Laufe der Jahrhunderte gewachsenen Buchbestand von rund 4.000 Werken.
St. Gerold Gedenkstätte
Im ehemaligen Chorraum der Kirche hat man im Rahmen der Kirchensanierung 1965/1966 eine Gedenkstätte für den hl. Gerold eingerichtet. Hier erzählen zehn große Bildtafeln von Bruder Fridolin Dumeisen aus dem Kloster Mariastein (CH) aus dem Jahre 1684 das Leben des hl. Gerold.
Beim Grab des hl. Gerold in der schlichten Krypta feiern wir um den 19. April jeweils mit den Schulkindern den Gedenktag des hl. Gerold. Immer wieder versammeln sich auch Gäste zur Stille und Betrachtung an dieser besonderen Stätte.
Friedhof
Der Friedhof ist ein Ort des Lebens, im Osten angelegt, weil dort die Sonne aufgeht, das Symbol für den auferstandenen Christus. Er ist von grünem Rasen umgeben, der Farbe der Hoffnung, mit einer Lichtsäule beim Eingang, die wiederum auf Christus hinweist, das Licht der Welt.
1966 wurde der Friedhof zu einem ernsthaften Zeichen umgestaltet, das darauf hinweist, dass im Tod alle Menschen Geschwister sind. 1992 hat der Vorarlberger Lehmarchitektur-Pionier Martin Rauch aus dem benachbarten Schlins eine Lehmstampfmauer um den Friedhof gelegt. Diese Lehmmauer steht gleichsam als Grabstein für alle Toten, die auf dem Friedhof begraben sind. Der Mensch ist Lehm und wird wieder zu Lehm.
Der Propsteigarten
Der Garten ist zugleich ein Ort der «vita contemplativa» (des Gebets) und der «vita activa» (der Arbeit). In seiner Form – eingefriedet, mit zwei sich kreuzenden Wegen und einem Brunnen in der Mitte – ist der Garten auch Gleichnis für das Innenleben des Menschen. Das Kreuz steht für die Verbindung von Himmel und Erde, der Brunnen für die Quelle lebendigen Wassers, das in der Mitte des biblischen Gartens Eden entspringt. Der Garten zeichnet sich durch seine Diversität aus und lädt zum Schlendern, Naschen und Verweilen ein. Es ist ein «Laudato-sì-Garten». Mit Auszügen aus der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus wird auf Tafeln die Sorge um das gemeinsame Haus thematisiert.
Kunst in der Propstei
Wir fühlen uns privilegiert, dass zahlreiche Künstler:innen die Propstei im Laufe ihrer älteren und neueren Geschichte – drinnen wie draußen – mit ihrer Kunst bereichert haben. Die Schönheit ihrer vielfältigen Werke erinnert die Besucher:innen der Propstei an das «Dahinter», das unserem Leben erst seinen tiefsten Sinn und Halt gibt.
So trifft man in der Propstei auf Schritt und Tritt auf klassische wie zeitgenössische Malerei, auf moderne Skulpturen und Wandfresken, auf Heiligenfiguren und Reliefs aus jahrhundertealtem Holz wie in neuer Bronze.
Der Weinkeller
In den beiden historischen Weinkellern der Propstei warten Kostbarkeiten für den Gaumen. Die Weine und der Traubensaft aus Österreich werden beim Apéro serviert, zu den Mahlzeiten oder können – im Klosterladen erhältlich – zu Hause genossen werden.