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Veränderungen in der Propsteileitung

Liebe Freunde der Propstei St. Gerold 

„Panta rhei.“ Wir kennen sie alle, die uralte Lebenserfahrung, dass alles im Fluss ist. Darüber hat schon Heraklit von Ephesos vor 2500 Jahren eindrücklich philosophiert. Unser Leben, die gesamte Schöpfung sind in ständiger Bewegung und Entwicklung. „Niemand kann zweimal in denselben Fluss steigen“, um beim bekannten Bild von Heraklit zu bleiben.

Wie der Fluss für Heraklit, so ist auch die Propstei St. Gerold seit ihren Anfängen ein Ort des Lebens, des natürlichen und fortwährenden Werdens und Wandels. Besonders intensiv miterlebt und teils auch mitgeprägt haben dies zahlreiche Freunde der Propstei im Rahmen der ausserordentlichen Wirkungszeit von Pater Nathanael von 1958 bis 2009. Der Prozess der Veränderung und Erneuerung ist seither baulich und innerbetrieblich weitergegangen, immer mit dem Ziel der Stärkung und Zukunftssicherung dieser besonderen historischen Stätte der Bildung, Einkehr und Erholung. Diese Entwicklung ist nicht abgeschlossen. Insbesondere bei der baulichen Erneuerung der Propsteianlage steht nach zwei zentralen Abschnitten (neue Gastronomie und neue sowie zusätzliche Gästezimmer und Seminarräume) mit dem historischen Propsteigebäude eine weitere grosse Sanierungsetappe an.

Einen facettenreichen Betrieb wie die Propstei elf Jahre zu betreuen und baulich wie betrieblich zu sanieren und zu konsolidieren, hinterlässt unweigerlich Abnutzungs- und Ermüdungserscheinungen. Schon 2018, nach Abschluss der zweiten Gesamtsanierungsetappe, wurde mir bewusst, dass es neuer, frischer Kräfte bedarf, um den nächsten grossen Sanierungsabschnitt nachhaltig und mit Sorgfalt bewerkstelligen zu können. An einen Wechsel war jedoch 2018 infolge Erkrankung und Ausfall der damaligen Betriebsleitung nicht zu denken. So habe ich im Frühjahr 2019 Abt Urban um Ablösung in meiner Verantwortung für die Propstei gebeten, was er mir – mit der Bitte um Weiterführung bis zum Sommer 2020 – zugesagt hat.

Der neue Propst

Dass Abt Urban Pater Martin für diese Aufgabe freistellt, ist ein starkes Commitment der Klosterleitung zur Propstei St. Gerold und ihrer Bedeutung und Ausstrahlung weit über Vorarlberg hinaus und erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit und Freude. Pater Martin bringt mit Blick auf seine frühere Verantwortung als Abt des Klosters Einsiedeln nicht bloss Führungserfahrung, sondern auch ein kostbares, umfassendes Netzwerk mit, das der Propstei und seiner Weiterentwicklung in vielfältiger Weise dienlich sein kann. Und wer die Publikationen von Pater Martin kennt, weiss, dass mit seiner Person auch innovatives seelsorglich-pastorales Gedankengut in der Propstei Einzug halten wird, das den Gästen, der Region wie auch der Diözese wertvolle Anregung und Bereicherung sein kann und wird.

Neuer Bereichsleiter

Auf den 1. September 2020 hin wird in der Propstei St. Gerold neu eine Bereichsleiterstelle geschaffen. Der Umfang der Aufgaben hat schon länger nahegelegt, den Propst und die Betriebsleitung in der operativen Geschäftsführung zu entlasten. Vor zwei Jahren begann sich durch Gespräche mit David Ganahl eine Lösung in diese Richtung abzuzeichnen. Die betriebliche Verantwortung der Propstei wird somit ab Spätsommer 2020 in einem Dreierteam wahrgenommen werden, wobei die Betriebsleitung für die Bereiche Gastronomie, Hotellerie und Seminare zuständig bleiben wird. Der Bereichsleiter wird die operative Leitung der Sozialwerke (Therapeutisches Reiten und Sozialferien-Oase) übernehmen, für die Organisation und Durchführung des Kulturprogramms verantwortlich sein, die Sanierungsplanung und -ausführung in Vertretung des Bauherrn begleiten, für die Gutsverwaltung sowie für die Technik und den Unterhalt der Propsteianlage zuständig sein. 

David Ganahl ist 1974 im Grossen Walsertal geboren und in enger Verbundenheit mit der Propstei gross geworden. Er hat bei Pater Nathanael den Religionsunterricht besucht und ist mit ihm bis heute freundschaftlich verbunden. Nebst anderen Tätigkeiten in der Propstei hat er in jungen Jahren auch bei Konzertvorbereitungen mitgeholfen und 2009 unentgeltlich die Koordination, Betreuung und Unterhaltsfinanzierung des Weges der Sinne und der Stille übernommen. David Ganahl ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er ist ein Freund und grosser Sympathisant des Klosters Einsiedeln und geniesst im Dorf wie im Tal einen ausgezeichneten Ruf nicht nur als überaus geschätzter Volksschullehrer und Schulleiter in St. Gerold (seit 2000), sondern auch als Musiker (Keyboard, Gitarre, Gesang) der Dorfband „The Basement Corks“, die 2019 ihr 25-jähriges Bestehen feiern konnte, seit 2015 auch als initiativer Leiter des „Museums Grosses Walsertal“ (Umstrukturierung und Teilsanierung in den letzten fünf Jahren) oder auch aufgrund seines herausragenden Talentes als Komödienautor und Darsteller im Rahmen des regional bekannten jährlichen Faschingsunterhaltungsabends. Darüber hinaus hat David Ganahl sein historisches Eigenheim quasi in Nachbarschaft zur Propstei 2006/2007 mit grosser Hingabe und viel Eigenarbeit äusserst achtsam und geschmackvoll saniert und auch die Umgebung überaus einladend gestaltet.

Mit seiner ideellen Verbundenheit und Liebe zum Kloster Einsiedeln und zur Propstei, seiner ausserordentlichen Einsatzbereitschaft, seinem Interesse am Sanieren, Erneuern und Optimieren und seiner Leidenschaft für das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Dorf und darüber hinaus ist David Ganahl eine sich selten bietende Idealbesetzung für diese verantwortungsvolle Aufgabe eines Bereichsleiters in der Propstei St. Gerold.

Dankbarkeit

Die vergangenen knapp elf Jahre in der Propstei St. Gerold mit ihrem vielfältigen Aufgabenfeld, ihren engagierten Mitarbeitenden und den spannenden Gästen waren für mich eine besondere und erfüllte Zeit. Unzählige Gespräche und Begegnungen wie auch die umfassenden baulichen und betrieblichen Entwicklungs- und Erneuerungsprozesse der letzten Jahre haben mich fasziniert, gefordert, menschlich wie spirituell geformt und in vielerlei Hinsicht bereichert. Für diese Möglichkeit und dieses Vertrauen bin ich dem damaligen Abt Martin wie auch Abt Urban zu Dank verpflichtet. Ich habe in diesen elf intensiven Jahren der Propstei gegeben, was ich ihr an Innovation und Inspiration geben konnte. Neue, engagierte Kräfte werden diesem besonderen Ort nun zu weiterer Stärkung und Blüte verhelfen, was das Einzige ist, worauf es ankommt. Dass ich ein Mosaikstein dieses tausendjährigen, facettenreichen „Gemäldes“ sein durfte, empfand ich stets als Privileg, wofür ich sehr dankbar bin.

Pater Kolumban Reichlin

St. Gerold, am 9. Februar 2020